Die Idee eines internationalen Finanzzentrums entwickelte die Moskauer Stadtverwaltung bereits in den frühen neunzehnhundertneunziger Jahren. Einer der eifrigsten Verfechter war der damalige Bürgermeister Juri Luschkow.
Obwohl anfangs belächelt und kritisiert, gediehen die Planungen. Auf rund einhundert Hektar ehemaligen Steinbruchund Industrie-Geländes sollen am Ufer der Moskwa achtzehn supermoderne Wolkenkratzer, angeordnet um einen Zentralkern, in den Himmel wachsen.
Eine Stadt in der Stadt, in der nach Fertigstellung auf über vier Millionen Quadratmetern Geschossfläche mehr als dreihunderttausend Menschen arbeiten, leben und sich erholen würden. Der Rossija-Tower des britischen Architekturbüros Foster + Partners - wegen Sicherheitsbedenken auf 612 Meter Gebäudehöhe reduziert - ist dann eines der modernsten und höchsten Gebäude der Welt.
In Zeiten des russischen Wirtschaftswachstums, zwischen den Jahren 2000 bis 2007, wird auf den 30 Parzellen in Moskau City geklotzt, nicht gekleckert. Der Tower 2000, ein vierunddreißiggeschossiges Bürogebäude, der Nabereschnaja Turm C, 268,4 Meter hoch und der Servernaja Tower, der das mit achtzig Metern höchste Atrium Europas enthält, sind gerade übergeben, da schlägt die internationale Finanzkrise durch. Jetzt wird in geänderten Dimensionen geplant, der Rotstift angesetzt.
Prominentestes Opfer ist der Rossija-Tower. Der erste Spatenstich erfolgte am 18. September 2007. Noch vor der Einweihung im Jahre 2012, wird das Vorhaben im Oktober 2008 aus finanziellen Gründen eingestellt und am 27. April 2009 durch den Moskauer Stadtarchitekten Alexander Kuzmin offiziell für beendet erklärt.
Zu den fallende Ölpreisen kommen die Sanktionen des Westens. Gelder werden abgezogen, Investments finden nicht statt, Baustopps folgen. Den Finanzproblemen, behördlicher Bürokratie und Planungsmissständen zum Trotz, wächst Moskau City nun zwar langsamer, aber es wächst. Mag man sich im Westen über den Leerstand in den Luxus-Immobilien noch so sehr echauffieren - Moskau glaubt an seine Zukunft. Derweil arbeitet man infrastrukturelle Versäumnisse der Vergangenheit auf:
die Integration des Geschäftszentrums in das Moskauer Verkehrsnetz.
Im Jahre 2016 sind von dreiundzwanzig Gebäuden zwölf fertiggestellt, sieben in der Bauphase und vier in der Planung. Wenn im Jahr 2017 der Ostturm des Federazija-Towers eingeweiht wird, ist er mit 374 Metern dennoch der höchste Wolkenkratzer Europas.