Insel Walaam

Klosterinsel im tiefsten See Europas
Karelien, Ladogasee, Juli 2015
900 von Moskau
200 km von Sankt Petersburg
Anreise mit dem Tragflächenboot
Pilgerreise,
Natur, Geschichte
Anna Safronowa
Erlebnisse

  • den Gottesdienst besuchen und den Kirchenchor anhören
  • im Klosterrefektorium zu Mittag essen
  • mit dem Schiff durch die Ladoga-Schären fahren
Walaam heißt sowohl der Archipel im nördlichen Teil des Ladogasees, als auch seine größte Insel. Vor allem aber geht es um das Walaam Mönchkloster, das laut verschiedenen Versionen im 10. oder 14. Jahrhundert gegründet wurde. Jedes Jahr kommen Tausende orthodoxe Pilger aus aller Welt auf die Insel, und die malerische Natur Kareliens zieht auch nicht-religiöse Touristen an. Besuch auf Walaam während einer Kreuzfahrt von Moskau nach Sankt Petersburg oder einer individuellen Reise nach Karelien bietet die Möglichkeit das Leben im aktiven orthodoxen Kloster kennenzulernen, sich zu entspannen und großartige Naturlandschaften des Nordens zu genießen.
    Walaam. Felsiger Archipel mit mehr als 50 Inseln im nördlichen Teil des größten Sees Europas - Ladogasees. Das heilige Land in kaltem Gewässer und dichten Taiga-Wäldern von erstaunlicher monumentaler Schönheit und verehrter sakraler Bedeutung. Auf der größten Insel des Walaam-Archipels befindet sich das Männerkloster, dessen weiße Wände und himmelblaue Kuppeln mit der Seelandschaft ineinanderlaufen und über den Kiefern zu schweben scheinen.

    Nicht nur orthodoxer Pilger möchten Walaam besuchen, sondern auch zahlreiche Reisende von der ganzen Welt, die davon träumen, ein altes Heiligtum inmitten der unberührten nördlichen Natur zu besichtigen. Der einfachste Weg zur Insel ist natürlich eine Schiffreise im Sommer. Es gibt verschiedene Möglichkeiten: Kreuzfahrtschiffe aus Moskau und Sankt Petersburg sowie Tragflügelboote, die von den nahe gelegenen karelischen Häfen abfahren: Priosersk oder Sortawala.
    Ich habe beides gemacht. Bei einer Kreuzfahrt von Sankt Petersburg muss man 2-3 Tage einplanen, denn das Schiff aus Sankt Petersburg entlang der Newa abreist, langsam den Kurs in Richtung des Ladogasees nimmt und den weiter vom Süden nach Norden überquert. Die Tragflügelbootsfahrt dauert je nach Wetter und Wellenhöhe ca. 1 Stunde und macht einen Tagesausflug nach Walaam möglich.

    Tragflügelboot
    (russ. Raketa oder Meteor)
    Tragflügelboote waren in der Sowjetzeit sehr beliebt und wurden in vielen großen Städten als öffentlicher Verkehrsmittel eingesetzt. So eine Fahrt war schnell, praktisch und sehr malerisch. Dank der Baukonstruktion erhebt sich das Schiff über der Wasseroberfläche und entwickelt eine Geschwindigkeit von etwa 60 km/h (zum Vergleich beträgt die Höchstgeschwindigkeit eines Kreuzfahrtschiffes nur 25 km/h). Leider wurden die meisten Routen allmählig geschlossen und die Mehrheit der Boote nicht mehr benötigt. Derzeit kann man damit noch in Sankt Petersburg, am Ladogasee, Onegasee und Baikalsee reisen.
    Ladogasee mit der Fläche von 18 000 km² und Tiefe bis zu 200 Meter ist auch eines der größten Seen in der Welt. Unterwegs sieht man keine Ufer, die Wellen schlagen an die Fenster, und es entsteht ein Gefühl, als würde man übers Wasser fliegen.
    Tipp von Anna: an Bord gibt es eine freie Sitzordnung. Wählen Sie, wenn möglich, Plätze am Bug. Sie werden dann nicht nur einen Panoramablick haben, sondern können über dem See "schweben" und sich wie ein Kind für die Spritzwellen begeistern
    Nördliches Klima ist sehr launisch, daher ist die Navigationsperiode auf dem Ladogasee ziemlich kurz: von Ende Mai bis Anfang September, dabei können die Schifffahrten beim hohen Wellengang auch storniert werden. Während einer Reise nach Walaam im Juli begrüßte mich Karelien mit Wind und Regen. Die Tagestemperatur stieg nicht über +10 Grad. Aber ich muss feststellen: beim kühlen Wetter wirkt die nördliche Natur besonders geheimnisvoll und großartig.

    Auf dem Weg rast man durch unendliche Weite kalter grauer Wellen. Aber sobald man sich dem Archipel nähert und felsige Ufer in der Ferne bemerkt, verlangsamt sich das Boot und dringt sanft in die Schären ein.
    Ladoga-Schären
    Ladoga-Schären sind Steininseln mit felsigen Ufern, die typisch für diese Gegend sind. Sie wurden im Altertum im Zusammenhang mit dem Abstieg eines Gletschers gebildet. Die Engen sind manchmal sehr klein. Wenn man dazwischen schleicht, sieht man wilde, unberührte Natur genau auf Armeslänge: Kiefern, dünne nördliche Birken, mit Moos bedeckten Stein - so wie es vor Jahrtausenden bei Bildung des Archipels war.

    Mehrere russische Maler besuchten Walaam und kamen inspiriert immer wieder zurück. Iwan Schischkin, Archip Kuindschi, Nicholas Roerich, Alexander Guinet und viele andere stellten in ihren Werken die Landschaften von Walaam dar.
    In der kleinen gemütlichen Inselbucht trifft der lokale Reiseleiter alle Fahrgäste gerade an der Anlegestelle. Der große Ausflug auf Walaam dauert bis 5 Stunden und beinhaltet viele Wanderungen auf hügeligem Gelände und Steinpfaden. Also feste Schuhe und ein kleiner Imbiss wären sinnvoll.

    Das genaue Gründungsdatum des Walaam Klosters ist nicht bekannt. Die Klostertradition geht davon aus, dass griechische Mönche Sergius und Hermann im 10.- 11. Jahrhundert eine Mönchgemeinschaft auf der Insel gründeten und das Orthodoxe Christentum in das damals heidnische karelische Land brachten. Das Schicksal des Klosters ist sehr kompliziert und dramatisch. Zahlreiche Angriffe der Schweden auf das bescheidene Kloster im Mittelalter führten zu seiner Verwüstung und Zerstörung. Erst im 18. Jahrhundert befahl Kaiser Peter I, der das Russische Reich bei nördlichen Grenzen aktiv entwickelte, es wiederherzustellen und ein großes Kloster zu errichten. Klostervorsteher träumten von der Schaffung des Neuen Jerusalems, deswegen entstanden hier folgende Namen: Getsemani, Eleon, Kedron.

    Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gehörte Walaam und das auf der Insel gelegene Kloster zum unabhängigen Finnland und wurde in den Jahren des sowjetisch-finnischen Krieges 1939-1940 vielmals bombardiert. Mönche wurden evakuiert und das Kloster geschlossen, nach dem Krieg wurde die Insel zum Teil der Sowjetunion.

    Eine besondere Seite der Klostergeschichte betrifft die Nachkriegszeit. Nach Beschluss der Sowjetregierung funktionierte in alten Klostergebäuden das Haus für Kriegsinvaliden, in dem etwa 1500 behinderte Menschen lebten. Viele Veteranen hatten keine Gelegenheit mehr zu arbeiten - der Krieg ließ sie ohne Arme und Beine. Die Bedingungen waren sehr schwierig, und die meisten Hausbewohner ruhen nun auf Walaam. Wahrscheinlich hätten diese Details der Walaam-Geschichte uns nie erreicht, wenn nicht der sowjetische Maler Gennadi Dobrow. In den 1970er Jahren besuchte er das Haus der Kriegsinvaliden. Er sprach jeden Veteranen an, wurde von ihren Erzählungen, Heldentaten im Krieg und schwierigem Zustand durchdrungen und schuf einen Zyklus grafischer Porträts "Autogramme des Krieges", der nachher sehr berühmt wurde.

    Der Wiederaufbau des Klosters begann erst in der späten Sowjetzeit, die Mönche kehrten allmählich zur Insel zurück. Im modernen Russland wurde das Kloster und die abgelegenen Skiten vollständig restauriert.
    Kloster auf der Insel Walaam im Ladoga See. Reisen in Karelien, Russland.
    Walaam Mönchkloster
    Betreut vom Reiseleiter gehen wir durch das Klostergelände, nehmen vor dem Eingang Kopftücher und lange Röcke, die unbedingt für Frauen in orthodoxen Kirchen getragen werden sollen. In der Erlöser-Verklärungskathedrale wird der Gottesdienst abgehalten. Dank den wunderbaren Akustikeigenschaften klingen Chorstimmen rein und hell. Geistlicher Gesang des Walaam Klosterchors ist sehr beliebt und wird in Konzerthallen weltweit aufgeführt.

    Gerade hinter dem Klostertor wandert man durch den Wald zum See und geht weiter zur anderen Insel, auf der Nikolaus-Skite liegt. Skite ist ein abgelegener Ort für Einsiedler entfernt von der ganzen Mönchgemeinschaft. In der Regel gehören dazu eine separate Zelle und eine kleine Kapelle. Klostersatzung in den Skiten ist bedeutend strenger als im Hauptkloster.

    Auf dem Berg Eleon finden Sie eine Aussichtsplattform mit Blick auf zahlreiche Inseln des Walaam Archipels. Kalter See wäscht Steinufer um, Wind schüttelt Spitzen der mächtigen Kiefern und schlanken Birken, auf der Hochinsel erhebt sich die weiße Kuppel einer der malerischsten Klostereinsiedeleien
    Die Lebensweise auf der Insel ist einfach und bescheiden. Ihre Bewohner sind Mönche, Pilger und Arbeiter. Hier finden Sie keine Luxushotels, schicke Restaurants oder Unterhaltungsmöglichkeiten. Zu Mittag isst man mit Pilgern im Klosterrefektorium. Einfach und gemütlich. Auf dem Tisch gibt es gekochten Fisch, Buchweizen, Brot aus der Klosterküche, Gemüse und Tee.
    Tipp von Anna: der Tag auf Walaam ist lang und abenteuerreich. Als Imbiss findet man in kleinen Läden vor Ort leckeres Klostergebäck, Käse, Honig und Fisch
    Vor der Abfahrt gibt es noch genug Freizeit. Wie verlassen das Gelände vom Kloster und begeben uns weiter von Menschenmengen. Walaam ist ziemlich groß, die Fläche der Insel beträgt ca. 30 km, die Gegend ist hügelig und dicht bewaldet. Es gibt mehrere Binnenseen und zwei Häfen: für Kreuzfahrtschiffe und kleine Boote sowie Jachten.
    Ladoga-Schären
    Vielen Dank für die Bilder an Wladimir Konakow
    Walaam ist eine unglaublich malerische Insel mit dem komplizierten Schicksal. Nach nur einem Tag hier kehrt man sehr entspannt und begeistert in die Stadt zurück. Machen Sie sich auf den Weg zur Insel Walaam während Ihrer Reise durch Karelien aus Petrosawodsk oder Sankt Petersburg
    Reisekarte Insel Walaam, Karelien, Russland
    Insel Walaam liegt auf einigen Kreuzfahrtrouten im Ladogasee.
    Bei Individualreisen fährt man aus Sankt Petersburg/Petrosawodsk mit dem Schnellzug/Auto nach Sortawala oder Priosersk und von dort aus weiter nach Walaam mit dem Tragflügelboot


    • MOSKAU:
    14 St Zugfahrt bis Sortawala + 1 Stunde mit dem Tragflächenboot

    • SANKT PETERSBURG:
    4 Stunden mit dem Schnellzug bis Sortawala oder mit dem Auto bis Priosersk + 1 Stunde mit dem Tragflächenboot

    • EMPFOHLENE REISEDAUER: Tagesausflug
    • EMPFOHLENE REISESAISON: Mai - September
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