Kreuzfahrt von Moskau nach Rostow am Don

Der ganzen Wolga entlang zum Kaspischen Meer und in den Don
Oktober, 2010
3200 km auf der Wolga und dem Don
19 Tage unterwegs
Land und Leute, Natur,
Geschichte
Anna Safronowa
Erlebnisse

  • Russland von Moskau bis zum Kaspischen und Asowschen Meer im Süden erkunden
  • Das Naturschutzgebiet im Wolgadelta und Steppen am Don befahren
  • Kathedralen des Goldenen Rings, Moscheen der Republik Tatarstan und südliche Festungen besuchen
Bei Kreuzfahrten nach Rostow am Don befahren die Reisenden mehr als 3000 km auf dem Don und der Wolga stromab bis zur Mündung ins Kaspische Meer, bewundern die Vielfalt der Landschaften von zwei größten Flüssen im europäischen Teil Russlands und machen sich mit mehreren Völkern und Landtraditionen bekannt.
    Die meisten Kreuzfahrtschiffe sind nicht in Moskau zu Hause, sie gehören zu lokalen Reedereien in den Städten an den großen Flüssen. In der Navigationssaison von Mai bis Oktober befahren die meisten davon die populärste Wasserroute Russlands zwischen Moskau und Sankt Petersburg. Die erste und die letzte Reise im Jahr geht aber in die Heimatstadt. Also gewöhnlich nur 2 Reisen im Jahr. Diese Kreuzfahrten geben den Reisenden eine schöne Gelegenheit die weiter liegenden Orte und neue Landschaften zu erleben, tiefer in das echte Russland außerhalb der meist gewählten touristischen Routen zu gehen sowie die Leute, die auf große Touristengruppen nicht gewohnt sind, kennenzulernen.

    Rostow am Don ist meine Heimatstadt, deswegen machte ich diese Reise mehrmals. Sie hatte immer eine besondere Bedeutung für mich – das war immer eine Heimreise. Unterwegs auf den russischen Flüssen spürte ich wirklich, wie wahnsinnig wunderschön mein Heimatland ist. Die Menschen sind ja in der Regel gewohnt, es sei schön irgendwo weit, aber nicht zu Hause.

    Die Kreuzfahrt von Moskau nach Süden ist ziemlich lang - man sieht alle Regionen des Wolgagebiets, verliebt sich in ihre Landschaften für immer und versteht, warum man die Wolga in Russland „Mütterchen" nennt. Sie ist nicht nur der größte Fluss Europas und die Hauptader Russlands. Die Wolga ist unsere Seele, unsere Geschichte, unsere Heimat.

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    Einschiffung

    Die Gäste kommen in einen der 4 Moskauer Flughäfen an. Abgeholt vom lokalen Guide werden sie durch zahlreiche und manchmal sehr lange Moskauer Staus (je nach Flughafen bis 2-3 Stunden) zum Schiff gebracht. Moskauer Flusshafen heißt „Retschnoj Woksal" und befindet sich im nördlichen Stadtteil bei der gleichnamigen U-Bahnstation am Ufer vom Chimkier Stausee. Dort liegt auch ein Park, der bei Einheimischen sehr geliebt ist für eine Möglichkeit Rad oder Skateboard am Seeufer zu fahren. Ungeachtet der Ankunftszeit werden die Reisenden erwartet und mit Musik, Brot und Salz (nach russischer Tradition) empfangen.

    Willkommen in Moskau! Oft ist es so, dass diese nicht klassischen Kreuzfahrten die Reisenden machen, die vorher schon in Moskau gewesen sind, deswegen kann das Reiseprogramm in Moskau ziemlich knapp sein und nur Hauptsehenswürdigkeiten beinhalten.

    Flusshafen in Moskau. Kreuzfahrt in Russland.
    Am Chimkier Stausee
    Tipp von Anna: wenn Sie zum ersten Mal nach Moskau kommen, könnte man zusätzlich 2-3 Tage im Hotel im Voraus planen, um die Stadt individuell zu erkunden. Für einen vollen Besuch in der Hauptstadt braucht man wirklich viel Zeit
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    Moskau

    Nach einem ausgiebigen Frühstücksbuffet geht es zur Stadtrundfahrt. Moskau ist riesig, und die meiste Zeit betrachten Sie die Hauptsehenswürdigkeiten durch die Fensterscheibe: „Stalinschwester" (Hochhäuser im Zuckerbeckerstil), breite Prospekte, uralte orthodoxe Klöster, moderne Wolkenkratzer, riesige Parkanlagen, prachtvolle Brücken, Stadtpanorama auf den Sperlingsbergen und selbstverständlich den Roten Platz mit Lenin Mausoleum, zwiebelköpfiger Basiliuskathedrale, märchenhaftem GUM-Gebäude und roten Kremlmauern gekrönt mit glänzenden Rubinsternen.
    Ein Blick auf Moskau von verschiedenen Augenperspektiven bringt das Kontrastgefühl zwischen Luxus und Einfachheit, Chaos und Ruhe, Zarenrussland, Sozialismus und moderner europäischen Metropole.

    Tipp von Anna: bei Freizeit in GUM verkosten Sie das berühmte Eis mit verschiedenen Füllungen. Es wird in kleinen Läden gerade in den Handelsreihen zum günstigen Preis angeboten
    Als Abendprogramm wird öfters eine Lichterfahrt und Rundfahrt zu den schönsten Metrostationen angeboten. Das inoffizielle Motto Moskaus lautet „Moscow never sleeps", und es ist wahr. Die Führung startet um ca. 21 Uhr - es ist noch ziemlich voll in der U-Bahn, aber die Spitzenstunden sind vorbei, und man kann die unterirdischen Paläste in Detail betrachten. Mosaiken, Marmorplastiken, bunte Glasgemälde – Moskauer U-Bahn gilt als die schönste in der Welt. Nach der Kunst in der Metro kann man die Geschichte, Kultur und Traditionen der Sowjetunion nachvollziehen. Moskauer beeilen sich aus ihren Büros nach Hause und bemerken oft nicht, wie schön die Hallen und Stationen sind.

    Man steigt beim Roten Platz aus und geht wieder darüber. Das GUM-Gebäude leuchtet wie bei Weihnachten als Symbol eines Festes, das rund um die Uhr am Roten Platz herrscht. Bei der Rundfahrt in Moskau bei Nacht kann man die am Tage gesehenen Straßen kaum erkennen. Alles glänzt mit verschiedenen Farben und widerspiegelt sich im Moskwa-Fluss. Auf den Sperlingsbergen fühlt man sich fliegend über die helle Stadt - Moskau ist die meist beleuchtete Stadt Europas.

    Gegen Mitternacht ist man zurück an Bord. Nun kann man sich nach einem erlebnisreichen Tag ausruhen. Morgen geht die Reise los!

    Moskau bei Nacht. Reisen in Russland.
    Moskau bei Nacht
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    Moskau. Leinen los!

    Was ist Moskau? Roter Platz? Nein. Das Herz Moskaus ist der Kreml - die mächtige Festung umgeben von 2 km langen, bis 6 Meter dicken roten Mauern und 20 Türmen mit glänzenden roten Sternen. Das Gelände des Moskauer Kremls wird bewacht, die Regeln für die Besucher sind streng. Lassen Sie große Kameras, Messer und Regenschirme an Bord, denn damit darf man nicht rein. Beim Ausflug im Kreml erfahren Sie die Geschichte von Moskau, bewundern das Kremlpalast, die Zarenglocke, die Zarenkanone, die Sicht von den Mauern auf das Stadtzentrum und besuchen die ersten Moskauer Kathedralen.
    Tipp von Anna: wenn Sie am Samstag gegen 12 Uhr im Kreml sind, kommen Sie zum Kathedralenplatz –
    in der Zeit sieht man die festliche Wacheablösung
    Sobald die schönsten Orte Moskaus besucht sind, lädt der Kapitän alle Gäste zum Willkommenscoctail ein, wo die Reisenden die Mannschaft kennenlernen und offiziell ihre Kreuzfahrt beginnen. Das heißt LEINEN LOS! Man hebt ein Glas Sekt und winkt den Menschen an der Anlegestelle unter der Musikbegleitung vom berühmten Marsch „Abschied der Slawin" als Symbol des Beginns einer großen Reise durch Russland.
    Moskaukanal

    Chimkier Stausee als Teil des Moskwa-Flusses gehört zum System des Moskauer Kanals. Der 128 km lange Kanal mit 11 Schleusen war ein großes Bauprojekt von Stalin im Jahr 1937, verband die Moskwa mit der Wolga und versorgte Moskau mit Wasser. Die Anlagen wurden ohne Technik in Handarbeit der Lagergefangenen gebaut und zählen mit über 22 000 Opfern
    zu den größten Denkmälern der Stalinrepressalien – am linken Ufer des Kanals sieht man ein Gedenkkreuz, das alle Reisenden daran erinnert. Dank dem Kanalbau wurde Moskau als Hafen der fünf Meere bezeichnet – es erhielt den direkten Wasserweg zur Ostsee, zum Weißen, Kaspischen, Asowschen und Schwarzen Meer.

    Moskauer Kanal. Kreuzfahrt in Russland.
    Moskaukanal
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    Uglitsch

    Gestern waren wir noch im chaotischen und lauten Moskau. Heute schwebt man schon ruhig auf den stillen Wolgawellen nach Norden.

    Paar Stunden vor Ankunft muss man eine außerordentliche Sehenswürdigkeit unterwegs nicht verpassen. Bei der Stadt Kaljasin, nahe deren die Wolga scharf abbiegt, erhebt sich ein schlanker und eleganter Turm über dem blauen Wasserspiegel – das ist der Glockenturm der Nikolauskirche, die wie auch andere Stadteile und nahliegende Dörfer bei Bildung des Stausees in den 1930er Jahren überflutet wurde. Der Glockenturm wurde renoviert, mit neuen Glocken versorgt und ist seit einigen Jahren wieder aktiv. Kurz vor Passieren gibt es an Bord eine Durchsage – bereiten Sie Ihre Fotoapparate vor! Der Kapitän lässt das Schiff maximal nah und langsam vorbeifahren.

    Glockenturm in Kaljasin
    Der erste Hafen auf der Route ist Uglitsch - eine kleine, aber sehr schöne und uralte Stadt des Goldenen Rings. Die Atmosphäre ist hier ganz anders als in Moskau. Die bunte rot-blaue Dimitri-Blutskirche sieht man noch von Wasser, alle Sehenswürdigkeiten sind zu Fuß erreichbar: über den lokalen Markt mit Musik und Souvenirs kommt man zum Hauptplatz und Kreml, erfährt die tragische Geschichte vom Sohn Iwan des Schrecklichen und besucht ein kleines Konzert der Kirchen- und Volksmusik.
    Zwischen Uglitsch und Jaroslawl liegen an der Steuerbordseite noch zwei Wolgastädte, die besonders schön von Wasserperspektive aussehen: Rybinsk mit prachtvoller Erlöser-Verklärungskathedrale und eleganter Brücke und Tutaew mit der feinen Kasaner Kirche mit blauen Kuppeln am Hügel.

    Bei Rybinsker Stausee begrüßt alle Schiffe die Mütterchen Wolga. So heißt das 28 Meter hohe Denkmal an der dünnen Sandnehrung bei der Schleuse. Die stattliche Frau hält Baupläne des Wasserkraftwerkes in der Hand, an ihren Füßen schwebt eine Möwe. Das Denkmal wurde im Jahr 1953 eingeweiht.
    Das Schiffsteam kümmert sich um das Unterhaltungsprogramm an Bord. Es werden verschiedene Veranstaltungen durchgeführt, um die russische Kultur und Traditionen den Gästen näher zu bringen: man studiert Russisch, tanzt traditionelle Tänze und singt berühmte Volkslieder. Ich leitete den Bordchor besonders gern. Gut singen können ist dabei kein Muss. Lieder widerspiegeln die Seele, die Laune und die Mentalität des Volkes: man singt „Kalinka" und wird froh, man singt „Katjuscha" und fühlt den Kummer von einem Mädchen, das seinen Geliebten vom Krieg erwartet. Ich mag unsere Lieder, ihre Texte, Melodien und die Gefühle, die sie in mir wecken, und freue mich beim Singen die Einigkeit mit den Gästen zu spüren.

    Man langweilt nie an Bord und kann das Programm nach jedem Geschmack auswählen. Das Team hält Vorträge über das Land, die Leute und die Geschichte, organisiert Teezeremonien mit zahlreichen Piroggen, lernt die Gäste mit Wodka kennen, malt Matrjoschkas, führt Literatur-, Witze- und Märchenabende durch, Bordmusiker spielen klassische und Volksmusik, Kollegen aus dem Restaurant sorgen für traditionelles Essen: Borschtsch und Pelmeni sind natürlich auch dabei. Die Reisenden fühlen sich an Bord im Freundeskreis, und wir, Mitarbeiter, schätzen die Atmosphäre der Freundschaft und Freude am meisten bei den Kreuzfahrten. Sie fehlt mir manchmal an Land.

    Tipp von Anna: besuchen Sie den Frühsport, den Schiffsmitarbeiter am Sonnendeck für die Gäste vor dem Frühstück durchführen. Er garantiert Ihnen einen aktiven und lustigen Start in den neuen erlebnisreichen Tag. Eine gute Idee ist auch Walk a mile (bei den meisten Schiffen ist es am Mittel- oder Bootsdeck möglich) – 20 Runden machen gesamt ca. 5 km. Man genießt Natur, reine Luft und bleibt fit trotz der ziemlich fetten russischen Küche
    Am Deck
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    Jaroslawl

    Im September 2010 feierte Jaroslawl das tausendjährige Jubiläum. Zu diesem Fest wurde die prachtvolle
    Christi-Erlöserkathedrale aus dem weißen Stein an der Uferpromenade errichtet. Man sieht ihre Goldkuppeln von weitem. Sonst hat Jaroslawl als Hauptstadt des Goldenen Rings mehrere uralte Klöster und Kirchen mit einzigartigen Wandmalereien und Kacheln. Das ganze historische Zentrum ist in die Schutzliste von UNESCO als Weltkulturerbe eingetragen.

    Die breite und grüne Uferpromenade am Zusammenfluss der Wolga und der Kotorosl mit einer weißen Rotonde wurde zum Stadtsymbol und Lieblingsort der Einheimischen.

    Besuchen Sie den Zentralmarkt. In zahlreichen Läden finden Sie Souvenirs und alltägliche Dinge und geraten in die typische multinationale Atmosphäre. Am Markt kann man traditionelle russische Pralinen, schwarzen Kaviar sowie frisches Obst und Gemüse aus südlichen Republiken zu einem günstigen Preis finden. Wie auf jedem Markt muss man hier natürlich handeln!

    70 km von Jaroslawl entfernt liegt Rostow Weliki – eine uralte Provinzstadt mit dem mächtigen Kreml am Ufer des malerischen Nerosees.
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    Kostroma

    Die Stadt mit dem weiblichen Namen Kostroma liegt am linken Wolgaufer (die Wolgastädte mit männlichen Namen liegen am rechten Ufer). Kostroma gehört zu den Städten des Goldenen Rings und ist in Russland als Wiege der Zarendynastie Romanow bekannt – im Kostromaer Ipatiewkloster wurde der erste Vertreter der Romanows Michael im Jahr 1613 zum russischen Zaren gekrönt.

    Bei der Stadtführung in Kostroma sieht man das Klostergelände, das Symbol von Kostroma – das klassizistische Gebäude des Feuerwehrturms und erfährt, warum nun Lenin auf dem Sockel des Denkmals der Romanowdynastie steht. Besuchen Sie auch die ältesten Handelsreihen in Russland. Kostromaer Leintextilien und Juwelierwaren sind unter Russen sehr berühmt. Sie finden vielleicht auch etwas Besonderes für Sich.

    Ipatiew Kloster in Kostroma. Wolga Kreuzfahrt in Russland.
    Ipatiewkloster
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    Pljos

    Pljos ist die kleinste und dabei die schönste Stadt des Goldenen Rings (das ist natürlich eine subjektive Meinung, aber die Stadt hat wirklich einen besonderen Zauber). Pljos ist eher ein großes Dorf und hat keine Festung oder Kreml. Auf den Hügeln sind kleine Kirchen und bunt bemalte Holzhäuser zerstreut, vom hohen Ufer öffnet sich ein schönes Panorama von oben auf die Wolga. Der Ort liegt weiter von Moskau und ist komplizierter erreichbar, deswegen sehen Sie hier kaum große Reisegruppen und können ganz ruhig an der Uferpromenade bummeln und einen Kaffee trinken.

    Die wunderbaren Landschaften von Pljos begeisterten immer die Maler. Einige von ihnen verbrachten in Pljos viel Zeit und mieteten hier Sommerhäuser. Das Haus vom berühmten Maler Isaak Lewitan ist jetzt für alle Besucher geöffnet.

    Tipp von Anna: verkosten Sie in Pljos den lokalen Fisch geräuchert nach traditionellem Verfahren.
    Eine Bierstätte gibt es auch.
    Pljos am Goldenen Ring. Wolga Kreuzfahrt in Russland.
    Sobornaja Berg in Pljos
    Manchmal werden für Kreuzfahrter auch die Tagesausflüge in die Städte des Goldenen Rings Wladimir und Susdal angeboten.
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    Nischni Nowgorod

    Nach dem gemütlichen provinziellen Pljos ist man schon 400 km entfernt von Moskau in einer anderen Großstadt Nischni Nowgorod. Mit einer Einwohnerzahl von ca. 1,2 Mio ist Nischni (so einfach genannt, denn es gibt noch einen anderen Nowgorod - Weliki) die sechstgrößte Stadt Russlands.

    Die entwickelte Industriestadt ist auch ein wichtiges kulturelles Zentrum der Wolgaregion. Hier besuchen Sie den Kreml mit roten Mauern und das Minin und Pozharski Denkmal, das genauso aussieht, wie das auf dem Roten Platz in Moskau. Wie meinen Sie, wo ist die Kopie?

    Kreml in Nischni Nowgorod. Wolga Kreuzfahrt in Russland.
    Kreml in Nischni Nowgorod
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    Kosmodemjansk und Tscheboksary

    Heute lernt man zwei Wolgarepubliken mit eigenen Traditionen und Sprachen kennen: Marij-El und Tschuwaschien. Das kleine Städtchen Kosmodemjansk bietet den Besuchern das typische Dorfbild an: bunte Häuser mit traditionellen holzgeschnitzten Fenstern und kleine Märkte, wo Babuschki (ältere Damen) selbst angebaute Beeren und Früchte verkaufen.

    In Tscheboksary begrüßt alle Reisenden die Mutter von Tschuwaschien, die ihre Kinder segnet und schützt. Das Denkmal erhebt sich auf dem uralten Hügel für 46 Meter und sieht von Wolgaseite bewundernswert aus.

    Tscheboksary. Wolga Kreuzfahrt in Russland.
    Tscheboksary
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    Kasan

    Fünfgrößte Stadt Russlands wird inoffiziell als dritte Hauptstadt genannt (nach Moskau und Sankt Petersburg). Kasan hatte immer eine besondere Lage und entwickelte sich deswegen anders als andere Großstädte. Dies ist besonders durch kulturelle Besonderheiten verursacht. Kasan bewunderte mich beim ersten Treffen als eine Stadt, in der zwei große Völker in Frieden und Harmonie zusammenleben: muslemische Tataren und orthodoxe Russen.
    Man sieht es überall: die Schriften sind in beiden Sprachen, in Restaurants findet man traditionelle tatarische Küche und russischen Blinis, im Kasaner Kreml liegt die prachtvolle Kul-Scharif-Moschee neben der feinen Maria-Verkündigungskathedrale. Kreml in Kasan wird von UNESCO als Weltkulturerbe geschützt.

    Kreml in Kasan. Wolga Kreuzfahrt in Russland.
    Kasaner Kreml
    Einmal während der Kreuzfahrt besteht für die Reisegäste eine Gelegenheit hinter die Schiffskulissen zu schauen: der Kapitän lädt alle Interessenten zur Kapitänsbrücke ein. Sie erfahren, wie das Schiff gesteuert wird, ob der Kapitän in der Nacht schläft, probieren selbst seine Aufgaben und schätzen die Route aus seiner Perspektive ein.

    Nachdem man ganz oben gewesen ist, geht es nach unten – hinter die Türen mit dem Schild „Nur für die Besatzung", in das Herz des Schiffes, in den Maschinenraum. Der Hauptmechaniker berichtet über die Schiffsmotoren und alle Systeme an Bord.
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    Uljanowsk

    Bei Kasan biegt die Wolga scharf nach Süden ab und wird maximal breit (bis 38 km). Am nächsten Tag erreicht das Schiff Uljanowsk.

    Früher hieß die Stadt Simbirsk und wurde im Jahr 1924 nach seinem berühmten Einheimischen umbenannt. Wer war Wladimir Uljanow, der solch einen Beitrag in die russische Geschichte brachte, dass die Heimatstadt von ihm fast nach hundert Jahren seinen Namen trägt? Das war Wladimir Lenin, Führer der Oktoberrevolution im Jahr 1917. Uljanowsk ist bis jetzt mit seinem Namen bekannt. Die Reisenden besuchen das Lenin-Hausmuseum und erfahren die wichtigsten Details über sein Schicksal, das unentbehrlich mit Schicksal Russlands verbunden ist.

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    Samara

    Es geht weiter nach Süden. Am rechten Ufer wachsen die Berge: nach der Höhe sind es eher Hügel, aber nach tausend Kilometer Ebene wirken sie beeindruckend. Das sind Zhiguli – das bewaldete Gebirge mit maximaler Höhe von 382 Meter. Die Wolga macht hier eine Kurve, und die ganze Gegend sieht besonders im Herbst sehr malerisch aus.
    Wolga in der Nähe von Zhiguli Bergen
    Samara ist eine große Industriestadt, hier werden russische Autos der Marke «Lada» und populäres Bier «Zhiguli» hergestellt. Nach der Revolution hieß die Stadt Kujbyschew nach dem Namen des kommunistischen Parteifunktionärs und hatte eine strategische Bedeutung: nach Kujbyschew wurde die ganze Regierung der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg aus Moskau evakuiert. Bis heute kann man den geheimen Stalinbunker 37 Meter tief unter dem einfachen Wohnhaus mit extra für Stalin ausgerichteten geschützten Räumen besuchen.
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    Saratow

    Die Wolga wird dunkel, breit und mächtig. An beiden Ufern liegen zwei große Städte: Saratow und seine Satelittenstadt Engels, welche die längste Brücke über die Wolga mit einer Länge von 2804 Meter verbindet. Während der Stadtbesichtigung kommen die Gäste zum Hügel namens Falkenberg, von dem man die Brücke in voller Macht sieht.

    Öfters hört man in Saratow den Namen von Juri Gagarin: er studierte hier, besuchte die Fliegerschule und landete nicht weit von Engels nach dem Weltraumflug im Jahr 1961.

    Die Geschichte von Saratow sowie von anderen Städten der unteren Wolga ist eng mit den Wolgadeutschen verbunden. Das Stadtkonservatorium auf der Nemetskaja ulitsa (Deutsche Straße) wurde im pseudogotischen Stil gebaut und besitzt eine deutsche Orgel produziert am Werk von W.Sauer.

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    Wolgograd

    Weltweit bekannt mit seinem ehemaligen Namen Stalingrad ist Wolgograd heute das Ehrenmal des Großen Vaterländischen Krieges. Mitten in den trockenen Wolgasteppen auf dem Mamaew-Hügel erhebt sich die Mutter-Heimal – das höchste Denkmal in Russland. Das riesige Gelände ist rund um die Uhr geöffnet und führt die Besucher in die Atmosphäre der schweigenden Trauer und Ehrfurcht vor der Heldentat der Soldaten.

    Das große Panoramamuseum Stalingrader Schlacht, die Ruinen der zerstörten Gerhardt Mühle und der deutsch-sowjetische Soldatenfriedhof Rossoschka gelten als Andenken für die nächsten Generationen, dass der Krieg nie mehr ausbrechen soll. Heute macht Wolgograd viel dafür und knüpft viele Kontakte weltweit, besonders in Deutschland.

    Kurz nach Abschied von Wolgograd passiert das Schiff den südlichen Stadtteil, in dem das höchste Lenin-Denkmal in der Welt alle Schiffe beim Eingang in den Wolga-Don-Kanal begrüßt. Die 57 Meter hohe Statue ist geschafft von Ewgeni Wutschetitsch, auch dem Autor der Mutter-Heimat auf dem Mamajew-Hügel.

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    Astrachan

    Bei Astrachan teilt sich die Wolga in mehrere Arme. Das Wolgadelta bei der Mündung ins Kaspische Meer ist mit einer Fläche von 19 000 m² ein riesiges Naturschutzreservat, in dem man eine einzigartige Konzentration der seltenen Vogelarten wie Pelikane, Kraniche und Seeadler sieht.

    Astrachan ist der Lieblingsort aller Fischer vom ganzen Lande - im äußerst fischreichen Wolgadelta gibt es viel Stör. Im Juli blühen Lotusfelder im Delta - man nimmt enge Boote und schleicht langsam zwischen den Ufern, um die wilde Natur möglichst nah zu sehen.

    Die Hauptstadt der Region Astrachan ist die große uralte Stadt auf der unteren Wolga mit reicher Kultur und Geschichte. Sie lag ursprünglich an der Kreuzung der wichtigsten Handelswege der Goldenen Horde und wurde erst im 16. Jahrhundert vom Zaren Iwan dem Schrecklichen an den Russischen Staat angeschlossen. Über diese Ereignisse berichtet man auf dem Gelände des damals errichteten Kremls.

    Kreml in Astrachan. Wolga Kreuzfahrt in Russland.
    Astrachaner Kreml
    Tipp von Anna: besuchen Sie den Fischmarkt in Astrachan. Frischgefangen, gebraten, getrocknet, geräuchert – hier finden Sie allerlei Arten von besten russischen Fischen. Astrachaner Stör und schwarzer Kaviar sind natürlich auch dabei.
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    Flusstag

    Der Weg nach Rostow am Don ist lang – auf der Wolga, dem Wolga-Don-Kanal, dem Zymljansker Stausee und endlich dem Don. Es wird bedeutend wärmer – im Oktober ist es noch Sommer im Süden. Bei der Stadt Zymljansk liegt das ziemlich neue Atomkraftwerk (im Jahr 2001 in Betrieb genommen) gerade am Seeufer, die Schornsteine sieht man von weitem.

    Am letzten Abend unterwegs ist es feierlich an Bord. Der Kapitän hat wieder die weiße Uniform an und lädt alle Gäste zum Ausklang der Reise zu einem Sektglas ein, der Chefkoch sorgt für einen schönen Kuchen und das Bordteam bereitet einen lustigen Talentshowabend mit Liedern, Tänzen und Witzen vor. Alle Reisenden machen natürlich mit!

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    Starotscherkasskaja und Rostow am Don

    Der Don unterscheidet sich von der Wolga: er ist eng, flach und hat eine vom Tonboden gelbe Farbe.
    Am frühen Morgen legt das Schiff in der alten Hauptstadt der Donkosaken in der Siedlung Starotscherkasskaja an. Hier sieht man typische Kosakenhäuser mit bunten Gärten hinter dem traditionellem Pleten (Flechtzaun), erfährt mehr über die Geschichte und die Bräuche des Kosakentums und unternimmt einen erholsamen Spaziergang dem Don entlang.

    Auferstehungskathedrale in Starotscherkasskaja
    Nach 2 Stunden erreicht man Rostow am Don. Für die Schiffsbesatzung bedeutet es – wir kommen nach Hause. Man bereitet sich sehr auf das Treffen mit der Familie und den Freunden vor. Das Schiff wird oft verziert, die Mitarbeiter nehmen farbige Luftballons, im Bordradio spielen Kosakenlieder. Man sieht und hört uns am Ufer, und die Menschen winken von der Anlegestelle. Diesen sehr berührenden Moment, auf den die Besatzung des Schiffes seit sechs Monaten gewartet hat, freuen sich die Reisegäste auch mit uns zu teilen. Kurz nachdem das Schiff angelegt hat, können Mütter, Schwester, Frauen, Kinder und Freunde ihre Liebsten endlich umarmen.

    Es geht gleich zur Rundfahrt durch die Stadt. Geräumiger Theaterplatz mit dem einem Traktor ähnlichen Dramatheater, gemütliche Prospekte und Parks, mit Goldkuppeln glänzende Maria-Geburtskathedrale und lebhafter Markt mit lokalen Spezialitäten – so ist das vielfältige und multinationale Gesicht der südlichen Metropole, die auch als Tor zum Kaukasus bezeichnet wird.

    Tipp von Anna: Kosakenkultur ist offen, fröhlich und gleichzeitig dramatisch, Kosakenlieder berühren die Seele und lassen die Leute mitsingen und mittanzen. Bei Möglichkeit besuchen Sie das Konzert des Donkosakenchors in der Rostower Philharmonie
    Rostow am Don. Don Kreuzfahrt in Russland.
    Am Theaterplatz in Rostow am Don
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    Heimreise

    Nach 18 Tagen unterwegs in mehreren Regionen vergisst man, dass man zu Beginn in Moskau gewesen ist – provinzielle Städte und malerische Flusslandschaften bringen Ruhe. Nach Hause geht es wieder via Moskau, und der chaotische Moskauer Flughafen scheint nun zu riesig und laut.
    Tipp von Anna: Rostow am Don ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt im Süden Russlands. Wenn Sie mehr Zeit zur Verfügung haben, kann man das Rostower Gebiet erkunden oder Ihre Rundreise in Russland weiter in Richtung Nordkaukasus und Sotschi fortsetzen
    Unser Schiff hat nun Ruhe bis April. Die Mannschaft bleibt zu Hause und träumt von neuen Reisen und Wiedersehen mit den Reisegästen in Russland.
    Schleuse Nr 1 des Wolga-Don-Kanals
    Vielen Dank für die Bilder an Wladimir Konakow
    Während der langen Kreuzfahrten mag ich besonders eine tolle Möglichkeit viele Reisenden kennenzulernen und etwas Interessantes zusammenzumachen. Es ist immer traurig von den Gästen Abschied zu nehmen. Wir weinen. Immer.

    Vielen Dank, liebe Gäste, die ich auf den russischen Wasserwegen an Bord der MS Leonid Krasin, MS Dmitri Furmanow, MS General Lawrinenkow, MS Iwan Bunin, MS Igor Strawinski, MS Michail Scholochow, MS Alexander Borodin treffen durfte, für Ihre Offenheit, Lebensfreude und Tränen beim Abschied. Ich hoffe wir sehen uns nochmal wieder!

    Ihre Bordreiseleiterin Anna
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