Weliki Nowgorod

Wiege des tausendjährigen Russlands
Mai 2013
550 km von Moskau
200 km von Sankt Petersburg
Weltkulturerbe von UNESCO
Geschichte, Kreml,
Holzbaukunst
Anna Safronowa
Erlebnisse

  • Tausend Jahre der Geschichte Russlands verfolgen
  • den ältesten Kreml und die älteste Kathedrale Russland besichtigen
  • uralte Fresken, Graffiti und Architektur bewundern
Weliki Nowgorod, gegründet im Jahr 859, ist eine der ältesten Städte Russlands. Noch vor der Entstehung der Alten Rus in den Chroniken bekannt, bewahrt es die Erinnerung an die ersten russischen Fürsten, historische Epochen und Handelswege. Innerhalb der Mauern des Nowgoroder Kremls und der Sophienkathedrale erfahren Sie, wo die Geschichte unseres Landes begann, und blättern durch die Seiten der tausendjährigen Geschichte Russlands vom „Weg von den Warägern zu den Griechen" bis zur Gegenwart.

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    Wie ist Russland entstanden? Laut historischer Chronik wurde der altrussische Staat 862 n. Chr. gegründet, als skandinavischer Fürst Rurik auf Einladung der Ostslawen nach Nowgorod kam und weiter seinen Einfluss auf nahliegendes Territorium erweiterte. Die Rurik-Dynastie regierte danach mehr als 7 Jahrhunderte lang. Die Geschichte des Russischen Staates begann in der Stadt Nowgorod am Ufer des Wolchow-Flusses, die später zu Recht als „Groß" (Weliki) bezeichnet wurde. Die Große Stadt mit der Großen Geschichte.

    Das Nowgoroder Fürstentum wurde zum mächtigen Zentrum der Alten Rus von der Westgrenze bis zum Uralgebirge. Mit Aufstieg von Kiew und Moskau verlor Nowgorod seine politische Bedeutung und wurde zu einer gemütlichen Provinzstadt am Ufer des malerischen Wolchow. Nur einzigartige architektonische Denkmäler, uralter Kreml umgeben von Erdwällen, sowie eine Menge der tausendjährigen Kirchen erinnern die Einheimischen und die Reisenden daran, wo Russland entstanden ist.

    Bei Planung einer Reise in Russland legt man in der Regel einen großen Wert auf Moskau sowie das bedeutende historische Erbe der benachbarten Fürstentümer, die heute im weltberühmten Goldenen Ring vereint sind. Aber um die ursprüngliche Geschichte Russlands herauszufinden und die ältesten Kirchen zu besichtigen, die früher als die auf dem Goldenen Ring errichtet wurden, muss man dorthin fahren, wo alles begann - zu den nordwestlichen Grenzen, wessen historische Denkmäler unter einem gemeinsamen Namen „Silberner Ring Russlands" bekannt sind.

    "Tausendjäriges Russland" Denkmal im Kreml von Weliki Nowgorod
    Im Kreml

    Stadtzentrum und Kreml

    Wir fahren nach Weliki Nowgorod mit dem Zug aus Sankt Petersburg. Die Stadt ist bequem 200 km von Sankt Petersburg und 500 km von Moskau entfernt gelegen. 2 Stunden mit dem Schnellzug unterwegs durch kleine alte Städtchen und friedliche Waldlandschaft verlaufen schnell. Weliki Nowgorod ist nicht besonders groß, alles liegt in der Nähe. Nach einem kurzen Spaziergang vom Bahnhof wächst vorne der massive Erdwall bewachsen mit dichtem Gras. Alte Erdwälle umgaben die Stadtfestung und schützten sie von alters her. Also ist man fast angekommen.

    Bei roten Backsteinmauern des Nowgoroder Kremls liegt ein gemütlicher Park, in dem auch mehrere lokale Maler sieht. Auf ihren Bildern sind Panoramen der Stadt mit alten Holzbauten und glänzenden Kuppeln der Sophienkathedrale, die sich in Wolchow widerspiegeln.

    Auf dem Gelände des Kremls ragt die Sophienkathedrale mit einem eleganten Glockenturm hervor, eine der ältesten Kirchen Russlands. Sie wurde in den Jahren 1045-1050 im byzantinischen Stil erbaut und ähnelt der Sophienkathedrale in Kiew. Im Inneren ist es sehr ruhig, der Atem hört auf und sogar ein Echo scheint es nicht zu geben. Alles ist mit Altertum durchdrungen: antike Fresken auf üppigen Gewölben, strenge Gesichter von Heiligen, die die Besucher von 3 Ikonostasen betrachten und Gräber der verehrten und heiliggesprochenen Nowgoroder Fürsten und Bischöfe.

    Wenn Sie nicht nur die Ikonostase, sondern auch die Wände der Sophienkathedrale sorgfältig untersuchen, finden Sie die Handschreiben der Nowgoroder, die durch Jahrhunderte zu uns gekommen sind - alte Graffiti. Sie wurden sowohl von Gemeindemitgliedern als auch von Geistlichen gelassen und berichten über ihr Leben, ihren Kummer und ihre Bitten um Gottes Schutz.

    Durch die ganze Geschichte mit mehreren Kriegen, Raubzügen und Revolutionen blieb die Sophienkathedrale eines der wichtigsten Heiligtümer Russlands. Auf dem Kreuz der Hauptkuppel ist eine kleine Taube als Symbol des Heiligen Geistes zu bemerken, die die Stadt bewacht. Einer Legende nach kann nichts Schlimmes passieren, solange sie da ist.

    "Tausendjäriges Russland" Denkmal im Kreml von Weliki Nowgorod
    Sophiakathedrale und Denkmal Tausend Jahre Russland
    Kein Wunder, dass gerade in Weliki Nowgorod das Nationaldenkmal „Tausend Jahre Russlands" im Jahr 1862 errichtet wurde. Danach kann man die gesamte russische Geschichte ablesen, die bekanntesten Fürsten und Zaren verfolgen und die wichtigsten Ereignisse erkennen, darunter Christianisierung der Rus, tatarisch-mongolisches Joch, Thronbesteigung des ersten Zaren der Romanow-Dynastie. Beim aufmerksamen Betrachten der Gestalten finden Sie heraus, wer die Autor der altrussischen Schrift Kyrill und Method waren, wer das Dreifaltigkeitskloster in Sergiew Possad gründete, wie der Kaiser Peter der Große aussah und welchen Platz die hervorragenden Schriftsteller Alexander Puschkin und Nikolai Gogol einnahmen. Dabei würde Ihnen ein lokaler Reiseführer sehr helfen und berichten, warum dieses erstaunliche Denkmal so aussieht, welche Ideen es in sich trägt und welchen Beitrag jeder der abgebildeten Personen zum heutigen Russland geleistet hat.

    Nach einem Spaziergang durch Kremlgelände geht es zum Fluss. Der Wolchow verbindet den Ladogasee mit dem Ilmensee und ist die Hauptverkehrsader von Weliki Nowgorod, der die Stadt historisch für die Handels- und die Sophienseite teilt.

    Auf der Sophienseite in der Nähe der Kremlmauern beschlossen wir eine kurze Pause einzulegen. Ein toller heißer fast sommerlicher Tag. Wir kauften Eis und machten uns direkt auf dem Gras an der Spitze des alten Erdwalls bequem. Am gegenüberliegenden Ufer über die Brücke liegt der Jaroslaw Hof benannt nach dem Großfürsten Jaroslaw dem Weisen. Das sind ehemalige Handelsreihen. Am Kreml ist der Stadtstrand angelegt: Einwohner baden, lassen sich auf der Sonne braten, spielen Volleyball am Sand. Wo sonst kann man sowas sehen? Im Winter werden die Kremlwälle zum Lieblingsort für Winterunterhaltung der Kinder - es ist so toll, von ihrer Höhe mit den Schlitten abzurutschen!

    Kreml von Weliki Nowgorod
    An den Mauern
    Von der Brücke über den Wolchow macht man die besten Panoramafotos von silbernen und goldenen Kuppeln, die über den Festungsmauern des Kremls schweben. Daneben findet man das Denkmal für eine Touristin, die die Sonne und schöne Aussicht genießt. Dieser Stadtteil gegenüber dem Kreml heißt Handelsseite und kämpfte immer mit Sophienseite um das Recht, das Regierungszentrum der Stadt zu werden. Hier herrschte das lebhafte Handelsleben eines großen Fürstenzentrums, gab es zahlreiche Läden und war immer viel los. Heute ist es eher ein ruhiges historisches Viertel, in dem es sehr angenehm ist, zwischen alten Kirchen und Bögen der eleganten schneeweißen Arkade des Gasthofes spazieren zu gehen.

    Auf dem Nowgoroder Land werden archäologische Ausgrabungen von Historikern durchgeführt, welche ständig antike Gegenstände aus der Geschichte von Weliki Nowgorod, also vom ganzen Russland, präsentieren. Vor kurzem wurde auf der Handelsseite der ehemalige Deutsche Hof entdeckt. Er gehörte seit dem 12. Jahrhundert zur Deutschen Hanse und war der Wohnort der europäischen Kaufleute während ihres Aufenthalts in Weliki Nowgorod. Unten Funden waren mittelalterliche Stempel, Birkenrindenbriefe, ausländische Münzen sowie Rheinische Keramik.

    Appolinari Wasnezow. Nowgoroder Handelsseite. 1908–1909.
    Appolinari Wasnezow. Nowgoroder Handelsseite. 1908–1909.

    Juriew Kloster

    Vor allem beeindruckt Weliki Nowgorod die Reisenden mit einer Menge von Kathedralen und Klöstern. In einer provinziellen Stadt mit ungefähr 200.000 Einwohnern gibt es mehr als 50 Kirchen. Viele davon entstehen aus der vormongolischen Zeit, d.h. bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts. Sie beherbergen Wandmalereien und Ikonostasen von verschiedenen Zeitepochen. Die außerordentliche Sammlung vom orthodoxen architektonischen Erbe von Weliki Nowgorod steht unter dem Schutz von UNESCO.

    Sehenswerte Baudenkmäler liegen nicht nur im historischen Zentrum, sondern auch außerhalb der Stadt. Das im Jahr 1030 gegründete Juriew Kloster war das wichtigste geistige Zentrum des Nowgoroder Fürstentums und eines der reichsten Eigentümer der Alten Rus. Die Klostergemeinde besaß Tausende Leibeigenen und Dörfer, Werkstätte und Fischereien, unzählige Wertsachen und eine seltene Bibliothek. Nach komplizierten Zeiten, Verwüstungen, Kriegen und Bränden ist das Juriew Kloster heute wieder aktiv und erhebt sich wie vor vielen Jahrhunderten über der Oberfläche von Wolchow.

    Die Hauptkathedrale des Klosters, Georgikathedrale, wurde im 12. Jahrhundert errichtet. Obwohl sie vielmals umgebaut und restauriert wurde, behielt sie ihre alten Fassaden und Fundamente bei.

    Auf dem Wolchow

    Freilichtmuseum Witoslawlitsy

    Wir haben heute sehr viele alte Kirchen gesehen. Dies macht einen starken Eindruck. Sie wurden aus Stein gebaut, aber das Hauptbaustoff in der Alten Rus war ursprünglich ganz einfach - Holz. Es ist nicht dauerhaft, so dass die meisten Holzgebäude nicht erhalten geblieben sind. Die seltenen Kirchen, Wohnhäuser, Scheunen, die bis heute aufbewahrt wurden, sind im Freilichtmuseum der Holzbaukunst Witoslawlitsy in der Nähe des Juriew Klosters zu sehen. Im kleinen Dorf lernt man traditionelle Lebensweise, Holzhandwerk und Ausstattung eines typischen Bauernhauses kennen. Oft finden hier auch Folklorefestivals und Volkshandwerkfeste statt.
    Mit Besuch vom Dorf Witoslawlitsy lässt unsere Reise nach Weliki Nowgorod wunderbar ausklingen. Bei Rückkehr zum Bahnhof, ins Zentrum des lebhaften Stadtlebens, bleibt man in Gedanken immer noch dort, wo sich die glänzenden Zwiebelkuppeln im Wasser des alten Flusses widerspiegeln.
    Sie können nach Weliki Nowgorod für einen Tag kommen: nur für Paar Stunden mit dem Schnellzug aus Sankt Petersburg oder für eine Nacht mit dem komfortablen Zug aus Moskau. Ich würde auch empfehlen mehr Freizeit einzuplanen, in einem der gemütlichen Hotels zu übernachten, eine Bootsfahrt auf dem Wolchow zu unternehmen, in Ruhe entlang der alten Straßen zu bummeln und dabei selbst historische Stadtatmosphäre zu spüren
    Wolchow Fluss am Kreml in Weliki Nowgorod
    Touristin am Ufer
    Vielen Dank für die Bilder an Peter Rüegg
    Reisekarte Weliki Nowgorod, Russland
    • REISEPLAN:
    Schnellzug Sankt Petersburg - Weliki Nowgorod
    Vormittags Rundgang im Kreml und Stadtzentrum
    Nachmittags Besuch von Juriew Kloster und Freilichtmuseum Witoslawlitsy
    Schnellzug Weliki Nowgorod - Sankt Petersburg


    • EMPFOHLENE REISEDAUER: 1-2 volle Tage
    • EMPFOHLENE REISESAISON: ganzjährig
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