1749 als Zollamt an der Grenze gegründet, begann sich Rostow in einem raschen Tempo zu entwickeln und wurde in weniger als 100 Jahren zum größten Handelszentrum Südrusslands. Der Handelshafen übernahm Schiffe griechischer, italienischer, türkischer, armenischer und persischer Kaufleute und bleibt auch heute der wichtigste Knotenpunkt auf dem Weg zum Schwarzen Meer und Mittelmeer. Die Stadt wuchs schnell, es wurden Eisenbahnlinien angelegt, Bildungseinrichtungen gebaut, schnell reich gewordene Kaufleute ließen prächtige Landgüter bauen und luden dafür die besten Architekten und Handwerker ein. Nach und nach wurden Betriebe und Fabriken eröffnet (Schiffsbau, Eisenguss, Tabakproduktion), Rostow wurde schnell im ganzen Land bekannt. Aber nicht nur als Industriezentrum, sondern auch als kriminelle Hauptstadt. Dafür wurde es im Volksmunde als "Russisches Chicago" oder einfach "Rostow-Papa" bezeichnet, was es mit noch einer berühmten kriminellen Stadt "Odessa-Mama" verwandt machte. In den Kriegsjahren wurde Rostow zweimal besetzt und stark zerstört, aber schnell wiederaufgebaut.
Die Stadtarchitektur stellt eine Mischung aus den letzten Epochen dar: Handelsblüte im 19. Jahrhundert, industrielle Entwicklung am Anfang des 20. Jahrhunderts, sowjetischer Konstruktivismus und moderne Bauten, die sich oft aus dem allgemeinen Stadtbild herausragen, indem 30-stöckige Wolkenkratzer aus Glas und Beton neben vorrevolutionären alten Häusern erscheinen. Rostow ist reich an allerlei Kontraste.
Breite sowjetische Alleen mit feierlichen Fassaden, bunte fast orientalische Märkte mit einer riesigen Auswahl lokaler Fische und Früchte, majestätische orthodoxe Kathedralen mit goldenen Kuppeln, ehemalige Kaufmannshäuser mit reichen dekorativen Elementen, altes armenisches Viertel, das direkt zum Don hinabführt, enge Innenhöfe (ähneln den traditionellen Innenhöfen in Odessa), in denen die Wäsche noch draußen getrocknet wird, und man eine steile Außentreppe mit rankenden Trauben hinaufsteigt, um ins Haus zu gelangen.