Russland ist eine Reise wert

von Moskau über den Goldenen Ring, Kasan und Nowgorod nach Sankt Petersburg
Mai 2018
3200 km von Moskau
mit Auto und Zug
Land und Leute,
Geschichte, Kulturerbe
Große Rundreise zu den Highlights
des europäischen Teils Russlands
Peter Rüegg
nähe Zürich, Schweiz
Russland ist eine Reise wert!
Mindestens.

Vielleicht geht es Dir, wie uns: nach dem Ersten Russland-Besuch bleibt das Gefühl: Da muss ich wieder hin! Erstens, weil Russland auch in 4 Wochen (so lange dauerte unsere erste Reise) bei weitem nicht zu schaffen ist, und zweitens, weil da, wie in anderen Ländern ja auch, etwas wahrzunehmen ist, was dich emotional packen kann, in diesem Fall die russische Atmosphäre. Diese kann man schon erleben, bevor man in Russland ankommt, wenn man nämlich zum Beispiel russische Literatur oder Reiseberichte liest oder sich russische Musik (klassisch oder Volksmusik) anhört, oder, indem man sich ein bisschen mit der Sprache befasst.

Wir standen also irgendwann vor unserem ersten Russland-Besuch und mussten entscheiden, was wir sehen wollten und wie das vor sich gehen sollte. Bummeln in der Stadt, Einkaufen, Essen, Museen, Konzerte, Theater, Paläste besichtigen oder die russische Weite, arktische Landschaften, Sibirien, einsame Klöster, Holzkirchen, die Wolga, Seen, alte Dörfer, eine ausgedehnte Flussfahrt und mehr… bequem in der geführten Gruppe oder kühn auf eigene Faust…ja, alles geht nicht unter einen Hut! Wir haben unsere Auswahl getroffen, du wirst deine Auswahl treffen, aber vieles von dem, was wir erlebten, wirst auch du erleben, wenn auch auf deine Art.

Wir machten eine Individualreise, waren also zu zweit allein und entsprechend auf uns gestellt. Trotzdem haben wir einiges vorher für uns organisieren lassen: einige Hotels sowie Bahn- und Taxifahrten. Aber keine Führung. Natürlich kriegt man das (theoretisch) auch selbst hin, aber so hatten wir an jedem Ort ein unserem Geschmack entsprechendes Hotel, mussten uns nicht um Zugsfahrpläne und für Anfänger nicht ganz simple Platzreservationen kümmern und brauchten nicht auf dem Internet nach Überland-Taxifahrten zu suchen, was ohne Vertrautheit mit Land und Sprache ziemlich anspruchsvoll ist und zudem das Risiko in sich birgt, über den Tisch gezogen zu werden. Wir liessen uns von einem Moskauer Reisebüro (auf Deutsch) beraten und die Reise nach unseren Wünschen (von Anna) organisieren. Wir erhielten unverbindlich eine Liste der einzelnen Reise-Bausteine (jede Übernachtung, jede Bahn- oder Taxifahrt, allfällige Führungen, Ausflüge) mit den einzelnen Preisen, sodass für uns transparent war, wo es sich lohnt, zu reduzieren, oder welchen Luxus wir uns leisten möchten. So kamen wir ziemlich rasch von der ersten (nur halbwegs ernst gemeinten) Anfrage zur definitiven Buchung.

Wir entschieden uns für eine teils typische Anfängerroute: Die Highlights eben. Also Moskau, St-Petersburg, den goldenen Ring (die altrussischen Städte nördlich von Moskau), Nischni Nowgorod, Kasan, sodann Veliki Novgorod, Pskow und ein paar Klöster. Sibirien lockt für ein anderes Mal, wir brauchten ja so schon fast 4 Wochen! Ein Nachtzug musste aber dabei sein; das ist kein Problem, russische Städte liegen genügend weit auseinander!
Unterwegs
Tipp von Peter: je kleiner die Stadt, desto nützlicher ist eine minimale Ahnung von Russisch, auf dem Land ist man mit Englisch schnell am Ende des Lateins. Aber viel braucht es wirklich nicht!
Als Rentner-Ehepaar hatten wir genügend Zeit zur Vorbereitung und sogar zu rudimentärer Beschäftigung mit der Sprache. Also wussten wir über jeden Ort einigermassen Bescheid und konnten auf Russisch in der Metro-Station nach dem richtigen Ausgang oder auf dem Trödelmarkt nach dem Preis einer schönen Vase fragen. Zwei Worte Russisch lassen übrigens oftmals das Gesicht eines stumpf dreinblickenden Beamten oder einer ebensolchen Verkäuferin sichtbar aufhellen! Auch ist es nützlich, die Strassenschilder entziffern zu können oder am Display zu erkennen, wo der Bus hinfährt. Je kleiner die Stadt, desto nützlicher ist eine minimale Ahnung von Russisch, auf dem Land ist man mit Englisch schnell am Ende des Lateins. Aber viel braucht es wirklich nicht!

Moskau

Moskau ist ein Riesending (12,5Mio E). Jeder zwölfte Einwohner des grössten Landes der Welt wohnt hier! Das ist also nicht unbedingt eine Kuschelecke, da herrscht Hektik. Aber es gibt dennoch gemütliche Bummelstrassen und grosse Parks, z.B. der riesige neue Zaryadye-Park. Ein Bootsausflug ist ein Muss, das eröffnet ganz andere Perspektiven auf die Stadt! Und Kunstbegeisterte kommen aus den Museen nicht mehr raus! Ein absolutes Highlight ist jedenfalls der Kreml (u.a. Kirchen mit wunderschönen Fresken); an so einem schönen Ort lässt sich natürlich gut regieren! Sehr auffällig sind die Oligarchen oder die es sein möchten: mit geschätztem Tempo 80 (oder mehr) rasen deren Bentleys und Maybachs, manchmal mit Blaulicht-Eskorte, durch die Innenstadt, den übrigen Verkehr souverän an den Rand drängend. Tja, das ist eben russisch: Wer Geld hat, zeigt dies ohne falsche Hemmungen. Wer kein Geld hat, zeigt es ja schliesslich auch: rostdurchlöcherte wohl 40-jährige Karren, seit langem ohne Stossfänger und ohne Blinker, fahren auch durch diese Strassen.
Der ÖV ist dicht, für unsere Verhältnisse spottbillig, und er funktioniert! Einige Metro-Stationen sind bekannte Sehenswürdigkeiten, da lohnt sich eine Extra-Fahrt, um sie zu besichtigen! Metro-Stationen sind weitläufig und haben oft mehrere Ausgänge. Also fragten wir jemanden, wo wir raus müssen, um zu unserem Ziel zu gelangen. Das wurde uns bereitwillig erklärt, und die Person eilt wieder davon. Aber nach einiger Zeit dreht sie sich um, sieht, wo wir mittlerweile angelangt sind, und ruft: „Da, da müssen Sie nach rechts!" Solch aufmerksame Betreuung haben wir noch mehrmals erlebt! Übrigens: in der vollgestopften Metro wurden für uns sofort Sitzplätze freigemacht, und das nicht nur einmal! Taxi braucht man eigentlich kaum, ausser man möchte über Mittag bequem ein Nickerchen machen; dann ist Stossverkehr und auch der beste Taxifahrer bleibt stecken, man kann sich dann einfach wecken lassen, wenn man am Ziel ist…

Moskaus Zentrum ist kein Armenviertel, das Traditions-Warenhaus GUM ist, wie auch viele andere Geschäfte, nichts für Kleinanleger, aber die Besichtigung lohnt sich alleweil, und ein Bier liegt drin.

In der ehemaligen Schokoladefabrik „Roter Oktober" werden die nun anderswo hergestellten Pralinen verkauft (gut und günstig!). Auch Architektur-Fans kommen voll auf ihre Rechnung: Renaissance-Kirchen, Barock, Klassizismus, Jugendstil (das Gorki-Museum besuchen!), sowjetischer Zuckerbäcker-Stil (schön nicht, aber eindrücklich), Moderne (Geschmacksache). Natürlich gibt es jede Menge Theater und Konzerte! Nicht verpassen: Europas grösster Souvenir- und Trödelmarkt (Ismajilovo, ausserhalb des Zentrums). Das Neue Jungfrauen-Kloster ist innen und aussen sehr schön!

Ja, es gibt noch einiges mehr zu besichtigen; dazu konsultierst du am besten einen Reiseführer. Wir waren 5 Tage in Moskau, sind jeden Morgen um 07.00 Uhr aufgestanden und hatten voll zu tun. Also, wie man das in 2 Tagen schafft, ist für uns nicht transparent…

Kasan

Kasan erreichten wir mit dem Nachtzug ab Moskau. Ein Hotel ist sicher komfortabler, aber das Erlebnis ist garantiert und gehört ja doch (vor allem in Russland) auch zum Reisen! Auf jeden Fall 1. Klasse nehmen! Moderne Wagen, das Essen ist gut, der Service freundlich, Tee a discretion. Ob man dann viel schläft, ist Geschmacksache, die Geleise müssten mal wieder geradegezogen werden…

Kasan ist die Hauptstadt von Tatarstan und befindet sich schon ausserhalb des klassischen Russland; vieles ist zweisprachig angeschrieben (eben auch russisch, für alle, die kein Tatarisch verstehen…)
Das Zentrum kann man zu Fuss erkunden. Der eindrückliche Kreml bildet den alten Kern der Stadt mit Bauten aus verschiedensten Epochen. Wie eine Faust aufs Auge protzt darin die neue Moschee, für uns ein Scheusal, offiziell jedoch ein Wahrzeichen. Aber wenn man den Blick anderswohin wendet, kann sich das Auge über viel Schönes erfreuen! Es gibt auch eine gemütliche alte Einkaufs- und Bummelstrasse (Baumanstrasse) sowie das Tatarische Viertel mit (noch einzelnen) tatarischen Holzhäusern. Gefallen hat uns auch die Peter und Paul Kathedrale! Sodann können wir eine Rundfahrt mit dem Hop on Hop off – Bus wärmstens empfehlen, man gewinnt einen guten Überblick über die doch sehr weitläufige Stadt und sieht noch ein paar weitere Sehenswürdigkeiten.

Als fast obligatorisch würden wir einen Tagesausflug auf die Halbinsel Swijaschsk erachten: Landschaft, Aussicht, beeindruckende Kirchen und weitere Gebäude. Per Boot oder Bus zu erreichen. Wir wollten mit dem Schiff dorthin, aber es stürmte, da bleiben die Boote angebunden. Also Bus. Aber hier wimmelt es nicht von westlichen Individualtouristen, die Bustour war nur russisch geführt. Wir waren überfordert. Aber der Zufall hilft ja ab und zu auch weiter: neben uns im Bus sass eine Artistenfamilie (russische Seilakrobaten mit internationaler Arbeitserfahrung, unter anderem auch Zürich, wo wir herkommen). Die bemühten sich sofort um uns und übersetzten laufend das Wichtigste.

Kasan. Rundreise Russland
Kreml in Kasan. Rundreise Russland
Kasan. Rundreise Russland

Nischni Nowgorod

Nischni Nowgorod. Dahin gelangten wir wiederum mit dem Nachtzug. Die Stadt ist etwas weitläufig, vielleicht lässt man sich zuerst mit dem Taxi zum Maria Verkündigungskloster bringen (weissgetünchter Gebäudekomplex, betreten darf man die Alexius-Kirche) und marschiert dann zu Fuss zur Roshdestwenskaja (schöne Strasse, aber ohne Touristen), kommt an der Mariä Geburtskathedrale (Ikonostase!) vorbei und steigt dann hügelan zum Kreml. Seine Mauer umfasst einen grossen Park und enthält mehrere Türme. In der Nähe ist die berühmte Tschkalowsche Treppe, auf der andern Seite beginnt die lange Flaniermeile Pokrowskaja mit diversen interessanten Bauten.

Das Freilichtmuseum im Süden der Stadt lohnt die lange Anfahrt entschieden nicht! Man müsste mal ein paar Rubel für die Instandhaltung locker machen. Wer mehr Zeit hat, kann einen Abstecher über die Oka zur Newski-Kathedrale machen oder mit der Seilbahn über die Wolga und wieder zurück (man kommt dabei nicht an ein attraktives Ziel, die Fahrt ist attraktiv!) In Erinnerung bleibt: Wir waren zum Glück in einem Taxi; den letzten Sandsturm hatten wir vor Jahren in Ägypten erlebt, jetzt ging so was ähnliches hier los, ohne Sand, nur mit Strassenstaub. Es wurde fast dunkel, die Leute konnten sich kaum auf den Füssen halten, Zweige, Dachelemente, Sonnenschirme: alles flog durch die Gegend. Das ging nur kurz, dann war schon das Forstamt dabei, abgebrochene Bäume zu entfernen.

Nischni Nowgorod. Rundreise Russland
Kreml in Nischni Nowgorod. Rundreise Russland
Nischni Nowgorod. Rundreise Russland
Nischni Nowgorod. Rundreise Russland

Wladimir

Wladimir ist gut mit der Bahn zu erreichen. Hier begann unser Goldener Ring. Die Stadt ist zwar nicht umwerfend, besitzt aber 2 wunderschöne Kirchen: Demetrius-Kathedrale (UNESCO) und Mariä Entschlafens Kathedrale, beide aus dem 12.Jahrhundert, mit Reliefs und Fresken. In der Nähe ist die Hauptstrasse (Bus), an der sich das Goldene Tor befindet.
Dimitri-Kirche in Wladimir am Goldenen Ring. Rundreise Russland
Dimitri-Kirche in Wladimir

Der Goldene Ring

Der Goldene Ring. Das sind mehrere altrussische Städte mit vielen schönen Kirchen und Klöstern, nicht allzu weit auseinanderliegend. Man wird kaum alle besuchen, zumal man sonst die vielen Kirchen nicht mehr auseinanderhalten kann. Wir besuchten, ausser Wladimir, deren 4. Mit dem ÖV wird es etwas kompliziert, vor allem mit schwerem Gepäck; ab jetzt hatten wir für jede Teilstrecke einen vor-reservierten Taxi, das klappte immer pünktlich. Dabei erlebten wir die mässig befahrenen Überlandstrassen, kamen an riesigen Wohnblocks vorbei, in denen wir lieber nicht wohnen möchten, und hörten bei einem Schwatz mit dem Fahrer (mit Glück auch auf Englisch) die russische Version der Weltpolitik. Ja, da kommt man ins Grübeln: liegen unsere westlichen Medien wirklich immer goldrichtig?

Susdal

Auf der Strecke (Wladimir-Susdal) liegt das grosse Nonnenkloster Bogolubowo. Es umfasst mehrere schöne Bauten, ist noch in Betrieb, und man soll die ständig herumhuschenden schwarzen Gestalten nicht fotografieren. Meist hält man sich ja daran…

2km entfernt befindet sich die äusserst malerisch gelegene Schutz und Fürbitte Kirche. Man gelangt über einen 1km langen Wanderweg dorthin, es lohnt sich!

Maria-Schutz-und-Fürbitte-Kirche an der Nerl. Bogoljubowo
Susdal ist eine Perle, man sollte sich da schon etwas Zeit lassen (1 ½ Tage). Die Sehenswürdigkeiten sind weiträumig verteilt: Da ist der Kreml mit der Kathedrale, da sind viele weitere Kirchen, da ist die prächtige Euthymius-Kloster-Anlage (UNESCO) mit Fresken und einem einzigartigen Glockenturm, da ist der Marktplatz, da gibt es ein Freilichtmuseum (Holzarchitektur), und da sollte man auch eine kleine Bootsfahrt machen.
Wir waren in einer Hotelanlage mit kleinen traditionellen Holzhäusern untergebracht, sehr gemütlich!
Tipp von Peter: man sollte in Russland irgendwo dafür sorgen, zur richtigen Zeit bei einem Glockenturm zu sein und sich dann das Glockenspiel anhören!

Pljos

Pljos. In malerischer Hügellandschaft an der Wolga gelegen, dient es vielen Moskowitern als Urlaubsort. Man wandert im locker bebauten Ort den typischen Holzhäusern entlang, sieht auch eine Holzkirche, erklimmt den oberen Dorfteil und geniesst dort die Aussicht über die Wolga-Landschaft. Unten im Dorf ist ein kleiner Marktplatz, wo man Dörrfisch, schöne Stoffe und anderes findet. Eine geruhsame Sache!
Pljos am Goldenen Ring. Rundreise Russland
Wolga in Pljos

Jaroslawl

Jaroslawl. Auch diese Stadt liegt an der Wolga, unser Hotel sogar darin, über einen Steg zu erreichen; das war ein kleiner Ersatz für die aus Zeitgründen nicht auch noch gemachte Wolga-Schiffahrt! Ausserhalb der Stadt liegt das sehr sehenswerte grosse Tolga-Kloster.
Tipp von Peter: wie auch andernorts, sind im Kloster für Frauen Kopftuch und Rock (auch über den Hosen) Vorschrift; (wird ausgeliehen). Auch Minijupe ist OK, nur keine Hosen, Gottes Wege sind unerforschlich.
Wir hatten Glück: kaum wieder im Taxi, brach ein Unwetter über uns herein, wie wir es noch selten erleben durften! Unser Tipp: Schirm immer dabeihaben, auch wenn es gar nicht nach Regen aussieht!

Die Stadt bietet sich für einen längeren Bummel an, Hauptattraktionen sind das grosse Verklärungskloster mit Museum, Glockenturm, Park, Bärengehege (nichts für Naturschützer!), und die Elias-Kirche mit sehr eindrücklichen Fresken. 3 junge Männer intonierten gerade einen Gesang, das gab in den Räumlichkeiten eine unvergessliche Atmosphäre! Sehr schön ist ein Bummel auf der Wolga-Promenade!

Rostow Weliki

Rostow Weliki. Hier ist der Kreml die Attraktion: Er umfasst viele Gebäude: 3Kirchen (eine davon mit wunderschönen Fresken), Glockenturm, Museum, Umfassungsmauer mit Ecktürmen (weite Aussicht!), Grosser Park, Garten. Man könnte hier den ganzen Tag zubringen! Man kann romantisch am Nerosee spazieren (unbefestigter Weg, da sind keine Touristen) und sieht dabei ein paar Holzhäuser sowie den Wohnkomfort (ohne uns!) üblicher Häuser. Schliesslich gelangt man zu dem an sich schönen St-Jakob Kloster, aber da müsste man mal wieder Hand anlegen…

Pskow

Nach dem goldenen Ring gelangten wir wiederum im Nachtzug nach Pskow. Die Fahrt war eher langsam, von mehreren Halten auf offener Strecke unterbrochen; trotzdem war die Ankunft pünktlich, offenbar war das so einkalkuliert…

Pskow (deutsch: Pleskau) ist die ärmste Region Russlands (eigenartig, liegt es doch im Westen, an der estnischen Grenze). …

Im von einer Mauer umfassten Kreml ist die Dreifaltigkeitskathedrale mit der grossen Ikonostase bemerkenswert. Auf der anderen Seite der Welikaja liegt malerisch das Mirosch-Kloster. Beim Rundgang durch die Stadt sieht man altehrwürdige Bauten, teils in Renovation begriffen. Etwas Spezielles ist der Ausflug nach Petschory. (Es gibt einen Linienbus, wo und wann der fährt, muss man erfragen). Das ist ein mit wenig Luxus gesegneter Ort, da sieht man ab und zu sehr ärmlich gekleidete Mütterchen durch die Strassen schlurfen. Die Attraktion ist jedoch das Wallfahrtskloster: Es ist noch in Betrieb, da ist ein Kommen und Gehen von Pilgern, das Ganze ist romantisch gelegen, etliche Gebäudedetails bewegen sich an der Grenze zum Kitsch; von Einheimischen wird das jedoch als schön empfunden, …tja, man sollte vielleicht versuchen, sich in sie hineinzuversetzen, statt nur zu urteilen!

Pskow. Rundreise Russland
Pskow. Rundreise Russland
Pskow. Rundreise Russland
Pskow. Rundreise Russland

Weliki Nowgorod

Weliki Nowgorod, die älteste Stadt Russlands. Dahin brachte uns trotz der 200km ein Taxi. Da sind so viele Kirchen (52), da muss der Himmel nahe sein! Allein das etwas ausserhalb gelegene St-Georgs Kloster besitzt 4 Kirchen; ganz in der Nähe ist ein gutes grosses Freilichtmuseum. Der Kreml liegt im Zentrum in einem von einer markanten Mauer umgebenen Park und umfasst nebst der Sophien-Kathedrale eine grosse Glockenwand. Auf der anderen Seite der Wolchow findet man in parkähnlicher Umgebung mehrere uralte Kirchen, teils mit wunderschönen Fresken. Weitere Kirchen liegen nördlich des Zentrums. Alles zusammen: ein starker Eindruck! Allerdings: eine Flaniermeile muss man hier nicht suchen, die gibt es in St-Petersburg. Der städtische ÖV fährt, wie auch andernorts, zum Teil mit Bussen, die mit Rostloch-Lüftung versehen sind… ; ausserhalb sind auffallend viele deutsche und Schweizer Carunternehmen unterwegs, allerdings mit russischen Kennzeichen…ja, wieso auch umspritzen?

Nach St-Petersburg ging es nun mit der Bahn.

Sankt Petersburg

St-Petersburg ist anders als Moskau: Nicht einmal halb so gross, wesentlich jünger (erbaut 1703), peripher gelegen, und von Kanälen durchzogen. Entsprechend sind die Baustile Barock und jünger. Eine fast westliche Stadt (Kein Wunder, Peter der Grosse hat das ja so gewollt).
Der ewig lange Newski-Prospekt ist die Bummel - und Einkaufsmeile. Im Jelissejew- Delikatessenladen kann man in exklusiver Ambiance dem Gaumenkitzel nachgeben und fühlt sich danach spürbar erleichtert; im Bereich der Brieftasche. Man bummelt an eleganten Palästen, Einkaufszentren, Souvenirläden, Strassenkünstlern vorbei, überquert Kanäle und setzt sich gerne mal zu einem Bier in eines der vielen Lokale. Wer es ruhiger mag: an einem Ende des Newski liegt ein riesiger Friedhof, wo die Prominenz ruht.

Eine Bootsfahrt durch die Kanäle gehört unbedingt ins Programm. Sicher wird man das grösste Museum der Welt besuchen: die Eremitage. Die mehr als 300 Säle wird man ja kaum alle besichtigen, also muss man sich vorher kundig machen, was wo zu finden ist; auch kauft man das Ticket mit Vorteil vorher (Internet), sonst wird man Teil einer grossen Gemeinschaft: der Wartenden in der sehr langen Schlange. Es gibt Säle, die man nur schon ihretwegen besichtigen sollte, auch wenn einen die Exponate darin nicht interessieren! Dann gibt es viele weitere Museen und Paläste, wo man jede Menge Zeit investieren kann. In der riesigen Isaaks-Kathedrale gibt es immer wieder sehr eindrückliche Chor-Konzerte.
Für Jugendstil-Fans: unbedingt den Witebsker Bahnhof (innen!) besichtigen!
Tipp von Peter: Was man mindestens einmal in Russland tun sollte: Eine Kirche während des Gottesdienstes besuchen. Der Liturgie-Gesang ist ergreifend!
Und: Kein St-Petersburg-Aufenthalt ist vollständig ohne mindestens einen Ausflug in die Umgebung! Am spektakulärsten ist natürlich Peterhof mit dem Palast und den Wasserspielen im grossen Park, auch die Bootsfahrt dorthin gehört zum Erlebnis! Wir besuchten auch Pawlow (schöner Palast und riesige Parkanlage) sowie Puschkin (Katharinenpalast mit weiteren Bauten und grossem Park).

Auch in St-Petersburg kann man sich auf den ÖV verlassen (Klar muss man sich dann um den Fahrplan bemühen) So stiegen wir ausserhalb der Stadt in einen Bus ein und fragten zur Sicherheit einfach eine Passagierin, ob wir da richtig seien. „Ja, bestimmt, aber das dauert eine Weile". Sie setzte sich vorne hin, wir im hinteren Teil. Nach langer Fahrt stand sie auf, kam zu uns nach hinten „Ich steige jetzt aus, Sie fahren noch 2 Haltestellen!" So wurden wir immer wieder betreut.

In St-Petersburg verbrachten wir 7 Tage, und wir haben nicht alles gesehen!

Peterhof bei Sankt-Petersburg. Rundreise Russland.
Peterhof
Vielen Dank für die Bilder an Peter Rüegg
So, das wars. Wir legten 2600km mit der Bahn und 600km mit dem Taxi zurück. Nach fast 4 Wochen und 1000 Eindrücken brauchten wir jetzt Zeit zum Verdauen. Zuhause. Die Reise war sehr eindrücklich, es gibt viel, viel, viel zu sehen, und wir hatten mehrere schöne Begegnungen mit Russen. Wichtig: Beobachten, Aufnehmen mit allen Sinnen! Dann kommt Russland mit seiner reichen Kultur näher! Ja, wir wollen da wieder hin!

Corinne und Peter Rüegg, nähe Zürich.
Reisekarte Goldener Ring Russland
Tag 1 - Anreise nach Moskau aus Zürich
Tage 2-6 - Moskau
Tag 7 - Moskau. Nachtzug nach Kasan
Tag 8 - Kasan
Tag 9 - Besuch von dem Raifa Kloster und der Insel Swiyaschsk. Nachtzug Kasan - Nischni Nowgorod
Tag 10 - Nischni Nowgorod
Tag 11 - Bahnfahrt Nischni Nowgorod - Wladimir. Besuch von Wladimir und Bogoljubowo. Weiterfahrt nach Susdal.
Tag 12 - Susdal
Tag 13 - Autofahrt von Susdal nach Pljos.
Tag 14 - Autofahrt Pljos - Tolga Kloster - Jaroslawl.
Tag 15 - Autofahrt Jaroslawl - Rostow Weliki
Tag 16 - Bahnfahrt Rostow - Moskau. Nachtzug nach Pskow.
Tag 17 - Pskow und Petschory
Tag 18 - Autofahrt Pskow - Weliki Nowgorod
Tag 19 - Bahnfahrt Weliki Nowgorod - Sankt-Petersburg
Tage 20-23 - Sankt-Petersburg
Tag 24 - Puschkin und Pawlowsk mit der Bahn
Tag 25 - Peterhof mit dem Schnellboot
Tag 26 - Heimreise von Sankt-Petersburg nach Zürich
Große Russlandreisen, besonders zum ersten Mal, sind unbedingt tüchtig in allen Details zu planen. Dies machte Familie Rüegg ausgezeichnet, und ich war sehr froh Ihnen dabei zu helfen. Bei der zum Teil betreuten individuellen Route verpassen Reisende die Highlights nicht und genießen auch genug Freizeit für die Sammlung vom eigenen Landesbild.
Ich danke meinen lieben Freunden Corinne und Peter für eine angenehme Zusammenarbeit an der Reise, informativen Reisebericht und tolle gemeinsame Zeit in Russland und in der Schweiz!

Anna Safronowa
Highlights